Es ist ein harmonischer, paradiesischer Anfang: Die Hauptfigur träumt von seinen Erinnerungen an eine zurück liegende perfekte Beziehung, auch wenn sie da längst vorbei ist und er in ungewisser Düsternis zu schweben scheint. Regie und Drehbuch dieses moralischen Polit-Thrillers sind von Ram Madhvani (2021), dessen bekanntester Film der auf Tatsachen beruhende Terrorismus- und Entführungsfilm NEERJA (2016) ist. In der Hauptrolle gibt es Kartik Aaryan zu sehen, zu dessen besten Rollen die Hauptfigur in Imtiaz Alis bisher letztem Film LOVE AAJ KAL (2020) gehört.
Aaryans TV-Journalist, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat, spielt den neuen Moderator eines neuen Senders, der bisher natürlich noch kaum Zuhörer hat. Der Wettbewerb zu anderen Unternehmen ist also noch um vieles höher als bei einem arrivierten Unternehmen. Der Druck ist ungleich stärker. Er bekommt gleich zu Beginn seiner Sendung einen Anruf mit einer Bombenwarnung, die er zunächst nicht ernst nimmt, bis er zu zweifeln beginnt und während er etwas ungläubig auf den Attentäter einredet, explodiert das genannte Ziel, ein Hochhaus. Solch ein knallender Bomben-Anfang, solch eine Story sind ja an und für sich nichts Sensationelles, haben etwas von der B-Film-Version von Tony Scotts Meisterwerk DEJA VU (2006) mit Denzel Washington. Und unabhängig davon ist es ja nicht so, als fehlte es der Welt an kritischen Medienstorys.
Das Spannende der Erzählung liegt im Individual-psychologischen, in der Parallelisierung von Journalismus, Spitzenpolitik und dem Einzelnen, der sich in dieser ganz auf das eigene Ich konzentrierten Welt total selbstverliebt verliert. Die moralischen Schwächen des Moderators sind zu groß für die vielen Bereiche des öffentlichen Lebens, die hier zusammenkommen und sich überschneiden: Journalismus, Geheimdienst, Persönliches, Politik. Da sind menschliche Schwächen, die man nicht überwinden kann. Es geht hier um weit mehr als nur um eine gefährdete Karriere, einen wütenden Attentäter oder einen fehlerhaften Politiker. Es geht ganz allgemein um Moral und Ehrgeiz. Der Journalist weiß, dass er an sich das Falsche macht, lässt sich aber immer wieder korrumpieren durch das ständige Versprechen der Chefin auf einen zentralen Posten.
Die Sehnsucht nach Karriere kann also leicht die Persönlichkeit korrumpieren. Zu seinem Ehrgeiz gesellt sich eine dumme, unschuldig spielende Naivität, mit der er etwa seine Freundin betrogen und ihr einen wichtigen, preiswürdigen Artikel gestohlen hat, um ihn als sein eigenesWerk einzureichen. Und er ist unfähig, sich dafür zu entschuldigen, als wäre er auf natürliche Weise unfähig zu einfachem moralischen Verhalten. Die Hauptfigur symbolisiert die Kritik am modernen Journalismus, an seinen Methoden, am modernen Menschen an sich. Und DHAMAKA ist eine durchaus echte Darstellung des Journalismus, ist wohlgemerkt keine heitere Journalismussatire. Hier ist nichts witzig oder absurd. Zu Grunde liegt das, was jeden Abend über die Mattscheibe flimmert und mit ein paar seltenen Ausnahmen Dummheit und Lügen verbreitet. DHAMAKA ist ein Film über Wahrheit und Lüge, über Wahrheit und Journalismus. – Schmierenjournalismus und Marktanteile. Die Chefin wird angelogen, aber andererseits missbraucht sie ihn, auch, weil er nicht skrupellos genug ist und nicht das tut, was er tun soll.. Denn das Befolgen von Anweisungen ist eine Grundvoraussetzung für diesen Beruf.