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Montag, 31. Mai 2021

Chaitanya Tamhanes THE DISCIPLE – Der Schüler, der Guru und das Ideal

 

In Venedig nahm der Marathi-Film THE DISCIPLE / DER SCHÜLER (2020) von Chaitanya Tamhane am Wettbewerb teil und gewann den Kritikerpreis. Verdient, denn es ist ein schöner, äußerst vielseitiger Film über klassische indische Musik, über Ideal und Praxis, über den jetzigen Zustand der klassischen Musik in Indien. Regisseur Tamhane kommt eigentlich vom Theater und hat davor schon den Kurzfilm SIX STRANDS (2012) und den Spielfilm COURT (2014) gedreht.

SIX STRANDS ist eine legendenhafte Erzählung über eine allein lebende Teeplantagenbesitzerin, die besessen ist von ihrem besten Produkt: Moonlight Thurston. Er wirkt einen Monat lang, funktioniert auf mehreren ekstatischen Geschmacks- und Wirkungsebenen und da ist sie auch wieder jung. Danach hingegen ist sie wieder allein mit ihren Erinnerungen. Aber in diese Mystik der Teeherstellung mischt sich die Tagespolitik in Form einer unterdrückten Arbeiterrebellion mit 80 verhungerten Familien. Schon viele Merkmale von Tamhanes zwei Spielfilmen sind hier zu sehen. Die ruhige Beobachtung. Die Liebe zu Leerstellen. Das Uneindeutige. Und das inszeniert Dokumentarische.

COURT (2014) ist ein Film über die Justiz mit einer sehr starken dokumentarischen Note, obwohl eben alles sorgfältig inszeniert ist. Ein alter Volkssänger wird, wegen eines seiner Lieder, der Anstiftung zum Selbstmord angeklagt. In langen Sequenzen kann man die sich hinziehende Gerichtsprozedur beobachten, die wegen neuer Beweislagen immer wieder verlängert wird. Und das trotz des hohen Alters des Angeklagten, dem wegen seines früheren rebellischen Verhaltens keine Kaution gewährt wird. Gezeigt wird auch, wie sich das System in einen freigesprochenen Angeklagten mit neuen Vorwürfen verbeißen kann, denn dahinter stecken Karrieren, die sich beweisen wollen. So kann es unter Umständen ein ewiger Prozess werden.

Was aber auch im Mittelpunkt steht, ist die private Beobachtung von Anwalt und Staatsanwältin. So verschieden sie sind, es sind zwei Seiten einer Medaille. Der Menschenrechtsanwalt aus einer steinreichen Familie, der ständig mit seinen Eltern streitet, sitzt zu Hause müde vor dem Fernseher, geht mit Freunden in eine edle Bar und hat privat keine Verbindung zu den Menschen, die er verteidigt. Die Staatsanwältin lebt in einer bescheidenen Bleibe mit Mann und zwei Kindern, Sie hat den Drang nach oben, zum Richteramt. Da ist aber auch die schlecht versteckte Verachtung für die vor allem aus dem Süden zugewanderten Unterkastigen. Die Angeklagten erscheinen als reine Treppenstufen auf dem Weg nach oben. Am Ende gibt es einen Gruppenausflug mit mehreren Familien in ein Strandressort, wo man sich kräftig anstrengt, sich zu amüsieren. Am Ende liegt über allem bloß eine ungeheure Müdigkeit.

Tamhane hat eine Vorliebe für große und halbe Totalen, lange Einstellungen, die genau durchkomponiert, choreographiert sind. Es ist der schon erwähnte Scheindokumentarismus, bei dem er genauestens die Bewegungsabläufe und die Bedeutungen kontrolliert. Nichts wird dem Zufall überlassen. Gleichzeitig wirken seine Filme in alle Richtungen offen, verschreiben sich der Mehrdeutigkeit statt der Vermittlug einer Botschaft. Dieser Detailreichtum in Totalen macht Tamhanes Filme aber eigentlich auch zu echten Kinofilmen für die große Leinwand. Auch THE DISCIPLE hat viele ruhige Einstellungen, ist aber weit weniger statisch, da ja auch weniger bürokratisch, als COURT. THE DISCIPLE ist fließender, beweglicher, durch die eine Hauptperson, auf der der Schwerpunkt liegt, auch einheitlicher.

THE DISCIPLE beginnt mit der Aufführung eines klassischen Konzerts im kleinen Rahmen und durch einen langsamen Zoom, vorbei am Sänger, nähern wir uns dem Spieler einer Tanpura oder eines ähnlichen Instruments. Der Musiker wirkt glücklich, freut sich über jede gesangliche Wendung seines Gurus. Das Jahr ist 2006. Der junge Mann, Sharad Nerulkar, gespielt vom Debütanten Aditya Modak, ist 24. Der Film zeigt die Entwicklung dieses jungen Mannes bis in die Gegenwart. Neben seinem alten, etwas kränkelnden Gesangs-Guru spuken ihm aber noch zwei andere Lehrmeister im Kopf herum. Der Vater, zu dem es einige Rückblenden gibt, den er aber am liebsten aus seinen Gedanken verbannen möchte und der ihn in der Kindheit in die Musik herein gezwungen hat. Und dann die nur wenig bekannte legendäre Sängerin Maai, von der er geheime Aufnahmen von Vorträgen hat und deren höchste spirituelle Ideale er wie einen Schatz für sich allein behält. Als wären sie der allein selig machende Weg zum seelentiefen Singen und zum Erfolg. Und so geht er auch brav zum Yoga, hält sich von allem Weltlichen fern. Wiederholt zeigt der Film seine nächtlichen Motorradfahrten in Zeitlupe, die Welt um ihn herum gleitet an ihm vorbei, aber er nimmt sie nicht wahr. Er lebt in der Welt des Ideals. Nur dass sich dies nicht auf seine praktischen Gesangfähigkeiten auswirkt. Sein Leben, seine Selbstsicherheit geraten aus dem Gleichgewicht, als er in einem Gesangswettbewerb nicht einmal unter die ersten drei kommt.

Er ist vor allem auch ein Fan klassischer Musik, ein wandelndes Lexikon, das sich gerne beklagt, dass die anderen alle keine Ahnung haben. Und das sind fast alle anderen. THE DISCIPLE ist nicht nur ein Film über die Musik, sondern auch über die dahinter steckende Infrastruktur mit ihren Auftrittsmöglichkeiten, Veranstaltungen. Der Film spielt in der Welt der kleinen Konzerte, kleinen Säle, vor teilweise privatem, auserlesenem Publikum. Es ist nicht immer voll, und die Gage reicht oft nicht mal für die Reise. Auf der anderen Seite gibt es die Gegenwelt der Masse, für jede Art von Musik. Konzerte heißen da Events, man braucht Sponsoren. Und sexy sein, das ist angesagt, in Indien bevorzugt man gerne das Wort „hot“, als wäre das weniger geifernd. Und man muss im Netz gefallen, kommunizieren, sich beliebt machen, so wie seine ehemalige Mitschülerin. Sharad hingegen wird im Netz wenig beachtet, erregt bloß Desinteresse, allenfalls Sympathie und Mitleid.

Das einzig Übernatürliche, was er erlebt, das ist die Stimme der Sängerin Maai, die ihm wie in einer Vision die verdrängte Wahrheit über sein Verhältnis zu seinem Guru und über sein fehlendes Talent sagt. Aber er will sich das Ideal nicht nehmen lassen, trotz der brutalen Geschichten eines zynischen Musikgeschichtlers, der jede Illusion verloren hat. Sharad hat am Ende ein eigenes Label für alte Aufnahmen. Und tritt somit in die Fußstapfen seines Vaters, dem ebenfalls gescheiterten Sänger, der Bücher über die Art von klassischer Musik geschrieben hat, die es in der Gegenwart nicht mehr gäbe. Die Frage, die sich stellt, ist bloß, ob es dieses verwirklichte Ideal jemals in kompromissloser Reinform gegeben hat oder ob es ein luftig-spiritueller Traum der Erbverwalter ist.

Sonntag, 30. Mai 2021

Vetrimaarans ASURAN – Die Kunst des Krieges gegen Dämonen

 

Es geht sofort mitten hinein ins Geschehen in den 1980ern. Vetrimaarans ausgezeichneter Tamil-Film ASURAN (2019) beginnt mit der nächtlichen Flucht einer Familie durch den Dschungel. Aber es ist eine getrennte Flucht, um die Chance zu erhöhen, dass jedenfalls die Hälfte der Familie überlebt. Vater und Sohn gehen mitten durch den Fluss, um keine Spuren zu hinterlassen. Die Mutter schleicht mit Tochter und Onkel durch Wald und Feld. Auf einer einsamen Landstraße taucht plötzlich ein Polizeiwagen auf. Die drei verkriechen sich, denn die Staatsmacht arbeitet für den Feind, der sie alle tot sehen will. Der Erzählfaden, der sich nun von Anfang bis Ende durch den Film zieht, ist diese Jagd auf eine Familie, dieser Kampf ums Überleben. Den Grund hierfür erfährt man andeutungsweise. Der Sohn hat einen Großgrundbesitzer mit der Hacke erschlagen. Nur – welcher Sohn? – fragt man sich angesichts des ungeschickten jungen Mannes, der ständig Fehler macht. In der folgenden Rückblende, die die Vorgeschichte erzählt, ist da denn auch tatsächlich ein zweiter Bruder, älter, mächtig wild und zornig.

ASURAN ist ein realistisches Land- und Dorfporträt, die Geschichte einer unterkastigen Bauernfamilie und die eines Großgrundbesitzers, der eine Zementfabrik errichten und das Land haben will. Eine bekannte Geschichte, in der Wirklichkeit wie im Kino. Vetrimaaran erzählt aber keine Story mit Botschaften, will auch nicht einfach nur schlimme Zustände darstellen. Ihn interessieren die großen und individuellen Zusammenhänge. Gewalt wird erlitten, Gewalt wird zurückzugeben. Aber wirklich gewonnen ist damit für die Schwachen nichts. Doch die Idee der Gewalt ist ständig präsent, in den Figuren und im Film. Und wer sie nicht anwendet, muss sich dazu zwingen, friedlich zu bleiben. Denn eigentlich möchte man Dämonen – Asuras – töten, wenn sie Schaden anrichten. Gleichzeitig ist es ein äußerst spannender, angespannter und visuell intensiver Thriller und Jagdfilm mit Action, Kämpfen und sogar einigen Bombenexplosionen.

Aus der Haltung zur Gewalt folgt ein brodelnder Generationenkonflikt, der nicht zu besänftigen ist und überkocht. Auf der einen Seite der versöhnliche, weich wirkende, saufende Vater Sivasaami, gespielt vom großartigen Südstar Dhanush; auf der anderen Seite der zornige ältere Sohn Chidambaran, verkörpert von Ken Karunas; dazu der jüngere Sohn, der den großen Bruder als Vorbild nimmt, weil er den Vater verachtet. Die Schlüsselszene dieses Filmteils ist ein toter Hund, der mitten in einem unter Hochspannung gesetzten Zaun des Großgrundbesitzers stirbt, eine Elektrifizierung, die dieser nicht angekündigt hatte. Der gibt danach zum Ausdruck, dass es ihm auch völlig egal wäre, wenn die einfachen Bauern oder ihre Angehörigen darin sterben. Sie sind nichts wert für ihn. Und so kommt es beim Kampf um Wasser zu Konflikten. Mordopfer wird der ältere Sohn. Ein grässlicher Kollektivmord mit Erhängen und Durchbohren mit dem Speer. Später findet man mitten auf einem Feld eine grausam verstümmelte Leiche, die nicht endgültig als älterer Sohn identifiziert werden kann, was zu einem Familienleben in Agonie führt. Und da greift ausgerechnet der junge Sohn zur mörderischen Hacke.

Im Mittelpunkt der Fluchtszenen steht die Vater-Sohn-Beziehung. Da gibt es Missverständnisse, unter der Oberfläche die stille Verachtung für die Passivität des Vaters. Aber der jüngere Sohn ist naiv und macht Fehler wie den, im Dunkeln Feuer anzuzünden oder die wichtige Machete im Schlaf wegrutschen zu lassen. Um die beiden herum ist die raue Kraft der Natur, der Landschaft, in der Sivasaami sich traumwandlerisch bewegt. Es sind Szenen epischer Breite bei dieser Flucht, in den steilen Hügelketten und in dem riesigen, sandigen Wald, von dem eine Luftaufnahme mit umgekehrtem Zoom die labyrinthische Gleichheit jeden Quadratmeters offenbart. Es folgt eine extreme Kampfszene des Vaters gegen eine menschliche Übermacht, die voller wilder Brutalität ist. Selbst der Sohn ist erstaunt und fast entsetzt über den gewalttätigen Vater, der sich im letzten Augenblick in dem wilden Kampf auf der sandigen Lichtung zurücknimmt und nicht tötet.

Durch die zweite Rückblende zurück in die jüngeren Jahre des Vaters, gespielt jetzt von Ken Karunas, erhält der Film eine breitere episch-komplexe Form. Drei Mal meldet sich in ASURAN ein Erzähler aus dem Off, der die Dinge kurz zusammenfasst. Der Film beruht ja auf dem Roman „Vekkai“ von Autor Poomani, wobei dieser sich wiederum von dem Kilvenmani-Massaker im Jahre 1968 hat inspirieren lassen. Es beginnt Ende 1950er, Anfang der 60er, schließt sich gewissermaßen an Bimal Roys DO BIGHA ZAMIN (1953), den großen indischen Filmklassiker über Zamindarausbeutung und Landenteignung an. Der Vater arbeitet als junger Mann als Bootlegger für einen Landbesitzer und macht sich die dumme Illusion, er wäre akzeptiert. Er fühlt sich irrigerweise als Teil der Oberwelt, dabei wird er nur als lukratives Werkzeug gebraucht. Im Grunde wird er genauso verachtet wie alle anderen, gilt nicht als Mensch, sondern als Sklavenmaterial.

Eine scheinbar alltägliche, aber gleichzeitig schreckliche und authentische Alltagsszene verdeutlicht dies perfekt. Das Verbot des Tragens von Slippern ist ein kleines, aber widerwärtiges Mosaiksteinchen im demütigenden Machterhalt der herrschenden Kaste. Aber in seiner Naivität missachtet Sivasaami diese Regeln. Es ist eine niedliche Liebesgabe für die Verlobte, damit sie nicht mehr in Dornen tritt. Doch der Buchhalter seines Bosses verprügelt sie und treibt sie durchs Dorf mit den Slippern auf ihrem Kopf. Als Sivasaami nach einer Revanche seinerseits vom Chef auf seinen Platz verwiesen wird, wird ihm seine wahre Position überdeutlich. Der Landbesitzer macht reinen Tisch, will den Widerstand durch ein Massker brechen. Sivasaamis völlig verbrannte Verlobte kann ihm in Agonie noch ein paar Worte zuflüstern. Die Dorfbewohner wurden in Hütten gesperrt, die die Täter anzündeten. Sivasaami tötet auch und flüchtet. Wie durch ein Wunder erhält er eine zweite Chance, gründet eine Familie. Man sieht an dieser Zusammenfassung, wie viel in diesem Film passiert und wie doch alles ruhig und übersichtlich erzählt wird. Alles dient auch zum Veranschaulichen der mal perfide subtilen, mal brutal mörderischen Machtmechanismen, die Herrschaft absichern sollen. Demütigungen sollen von innen heraus entmenschlichen, damit der Kopf der Masse unten gehalten wird. Wenn das nicht hilft, folgt physische Vernichtung.

Alle Figuren in ASURAN sind mehr oder weniger auf einen gewissen Charakter festgelegt, aber der von Dhanush so brillant gespielte Vater hat mehrere Facetten, und Dhanush vereint sie alle, ohne dass es künstlich wirkt oder Widersprüche hervortreten. Dhanush und sein Regisseur holen aus der Figur des Vaters das gesamte Spektrum heraus. In der Verleugnung seines wütenden Wesens ist er versoffen, weich, hilflos. Und dann ist er von einer ungeheuren zerstörerischen Gewalttätigkeit. Und dann wieder ist er ungeheuer klar, friedlich, versöhnlich, benutzt einfach seine Intelligenz, um die Familie überleben zu lassen.

Am Schluss geht Sivasaami für den Sohn ins Gefängnis. Und hier gibt es die einzige deutlich ausgesprochene Botschaft des Films, einen Auftrag eines Vaters an seinen Sohn. Und es hat nichts mit Gewalt zu tun, ist jenseits davon. Die Antwort auf das Elend ist Lernen, Bildung, ein einflussreicher Job. Es geht ja in ASURAN auch um den legalen Kampf gegen die Großgrundbesitzer, die sich langsam in unser modernes agrarisches Groß- und Globalkapital verwandeln. Prakash Raj spielt den zentralen Anwalt der Story. Die Gesetze sind ja da. Sie müssen nur vertreten, angewendet und durchgesetzt werden. Und der Sohn hat begonnen, den Vater zu begreifen. ASURAN ist ein ebenso direkt wirkender wie fast abstrakter Film über einen Lernprozess, an dessen Ende das Verstehen der eigenen Situation und das daraus folgende richtige Verhalten steht.

Freitag, 28. Mai 2021

SANT DNYANESHWAR – Die große Bhakti-Vereinigung

SANT DNYANESHWAR (1940), eine Prabhat Films Produktion von Vishnupant Govind Damle und Sheikh Fattelal, ist ein Marathi-Heiligenfilm über Dnyaneshwar Vitthal Kulkarni (1275-1296). Dessen große Tat liegt vor allem in der Übersetzung der Bhagavad Gita in zeitgemäßes Marathisch. Dazu verfasste er einen ausführlichen, leicht verständlichen Kommentar, dessen Besonderheit darin besteht, dass er sich nicht in abstrakter Gelehrsamkeit ergeht, sondern den Dialog zwischen Krishna und Arjuna kongenial fortführt, ausweitet, beschreibt. Selbst die erhältliche Übersetzung in modernem Prosa-Englisch gibt noch einen guten Eindruck von der Einfachheit, Klarheit und Anschaulichkeit dieses Kommentars.

SANT DNYANESHWAR ist ein vor allem auf der Legende Dnyaneshwars beruhender Film. Die theoretischen Hintergründe seines Denkens wie die Nathi Yogi Sekte werden außen vor gelassen, was dem Film aber in seiner direkten spirituellen Wirkung gut tut. Es ist gleichzeitig ein sehr engagierter, teilweise heftiger Film gegen gefühlloses Brahmanentum, gegen tote Wort-Orthodoxie. Doch daraus wird schließlich ein Film der großen Versöhnung, der alle Volksgruppen umfasst. Gemeinsam singen sie ein Bhakti-Lied, was einfach gesagt bedeutet: ein Liebeslied an Gott, an Krishna. Überhaupt handelt es sich um einen Film mit vielen wunderbaren Songs mit der Musik von Keshavrao Bhole.

Die erste Sequenz zeigt den kleinen Dnyaneshwar, der mit einem vertrauensvollen religiösen Lied durch sein Dorf geht und Almosen sammelt in Form von ein bisschen Getreide in einer Stofftasche. Er wirkt wie ein Abbild von Unschuld, Hingabe und Glaube, aber er wird misshandelt. Überall wird er weggescheucht, beleidigt, man beschwert sich über seinen Schatten. Die Almosen werden im Sand verstreut von einem bösen Brahmanen. Der erste Teil des Films ist eine reine Passions-Geschichte, eine Zeit fürchterlichen Leidens für die vier Kinder von in gesellschaftlicher Ungnade lebender Eltern. Die Ursache findet sich in der Biografie des Vaters, der vier Tage als Sanyasi, als der Welt entsagender Asket, lebte und dann unerlaubterweise zur Familie zurückkehrte. Jetzt hat die Familie ihren Brahmanen-Status verloren, wurde aus dem Dorf gejagt. Sie sind damit Ausgestoßene und leben in Armut und Verzweiflung.

Im Brahmanen-Rat findet man in den Schriften keine Antwort darauf, wie der Vater sein Vergehen sühnen soll. Sein Fall ist nicht vorgesehen. Nur der Tod könnte die Sünde auslöschen. Es folgt eine düstere nächtliche Szene in tiefstem Schwarz, wenn der Vater aufsteht, um sich umzubringen. An Dnyaneshwars Bett legte er ein Exemplar der Bhagavad Gita und dazu eine kleine Flamme. Es ist die Hoffnung des Vaters, dass Dnyaneshwar seinen Wunsch, die Inhalte der Gita für alle Marathen zu verbreiten, wahr machen kann, wenn er tot ist. Dann springt er mit seiner Frau in den Fluss.

Das Leiden der Waisen wird nun in mehreren herzzerreißenden und empörenden Sequenzen überdeutlich gemacht. Zunächst einmal suchen sie verzweifelt ihre Eltern, bis sie langsam die Wahrheit begreifen. Besonders qualvoll wird es bei einem langen, endlosen Marsch durch eine menschenleere Gegend in die Stadt Paithan zum höchsten Brahmanen-Rat. Es geht durch die Wüste, durch steinige Gegenden. Sie quälen Hunger, Durst, Erschöpfung, müssen sich schützende Blätter um die wunden nackten Füße binden. Die Wanderung bringt sie fast um. Nach Bitte um Hilfe werden im Brahmanen-Rat die Schriften herangezogen. Ein riesiger Stapel eingepackter Papierbündel, die geöffnet, studiert, gelesen werden. Es zieht sich endlos hin, dazwischen geschnitten immer wieder Dnyaneshwars erwartungsvoller Blick, der aber immer hoffnungsloser wird. Erneute Begründung: So ein Fall ist nicht vorgesehen, also kann nicht entschieden werden. Dnyaneshwar hingegen spricht von der göttlichen Seele in allen Lebenden, worauf die Brahmanen mit Verachtung reagieren. Aber auch das Büffelwunder, wo ein Büffel unter Dnyaneshwar Einfluss einen religiösen Text zu Ende spricht, das in Paithan die Gelehrten beeindruckt, wird bei ihm zu Hause verlacht. So groß ist der Hass.

Die Kinder gehen fort und begegnen auf dem Weg einem Bauern auf seinem Büffelkarren. Er nimmt sie mit. Wie eine Befreiung vom Elend wirkt das heitere Lied des Bauern, der das Thema Religion auf nach den Tod verschoben hat. Er ist agnostisch, weil da ja nichts für Leute wie ihn da ist. Das Lied hüpft direkt im Rhythmus der Fahrt, zum Klirren des Glöckchens, zum sich drehenden Wagenrad. Also wendet Dnyaneshwar sich jetzt an die einfachen Leute, und mit seinen Vorträgen gewinnt er ihre Herzen und Seelen. Er findet über die Jahre immer mehr Zuhörer über die Bhagavad Gita im verständlichen Marathisch. Zunehmend größere Mengen kommen zu seinen Vorträgen. Hier gibt es dann durch einen einfachen Schnitt im Rednerstuhl, umgeben von der Menge, den Übergang zum älteren Dnyaneshwar, gespielt von Shahu Modak.

Die Brahmanen-Gegner versuchen mehrere Attacken, wogegen Gott schützend durch Wunder hilft. So das Feuerwunder in einer Hütte, bei dem ein großes Feuer von göttlichem Atem ausgeblasen wird. Oder die Überwindung des letzten Gegners, eines mächtigen, viel zu stolzen Yogi, der mit peinlichem Bombast durch die Gegend zieht und aus seinen übernatürlichen Kräften Schauwerte für die Masse macht. Durch einen Flug auf einem großem Felsen schlägt Dnyaneshwar ihn mit seinen eigenen Mitteln. Mit diesen überzeugenden Trickaufnahmen und den Massenszenen, den realistischen Bauten, zeigt sich der immense Aufwand dieser schönen Produktion.

Schließlich ist eine riesige Bhakti-Menge zusammengekommen, alle singen gemeinsam. Dnyaneshwar hat sein Werk vollendet. Er ist bereit für den endgültigen Samadhi, den Trancezustand im Superbewusstsein, in dem der Yogi totale Kontrolle hat, auch über den Körper und dazu gehört auch der Sterbevorgang, der auf diese Weise korrekt vor sich gehen kann, sodass die Seele mit Sicherheit aus dem Wiedergeburts-Zyklus austreten kann. SANT DNYANESHWAR ist mehr als ein Film über Bhakti. Er ist durch die vielen Lieder und die von Dnyaneshwar ausgehende Sanftheit und Liebe zu Gott selbst Bhakti. Und ich nehme an, dass die Menschen ihn damals im Kino auch so gesehen und gefeiert haben.

Mittwoch, 26. Mai 2021

KAVALTHURAI UNGAL NABAN – Alptraumort Polizeistation

Es beginnt markerschütternd und unübersichtlich. Aber eindeutig qualvoll. Man hört in dem Tamil-Film KAVALTHURAI UNGAL NABAN (2020) von Regisseur und Autor RDM zunächst das Geschreie und Gestöhne eines Mannes. Das ist so eindringlich, dass ich schnell den Ton heruntergedreht habe, damit nicht im nächsten Moment verschreckte Nachbarn vor der Tür stehen. Dazu sieht man verstaubt goldbraune Bilder aus einer voll gestellten Garage, einer zugerümpelten Werkstatt. Langsam und nur schwer beginnt man, eine Gestalt zu identifizieren, die in einer brutalsten Folterstellung auf einem Hocker zusammengebunden wurde. Der Rücken ist bis zum Brechen nach hinten durchgebogen, die Hände in Bodennhähe an den Fersen festgebunden. Keine Möglichkeit, die Haltung zu ändern. Ganz eindeutig: Das waren Folterprofis. Weggepackt, weggestellt wie Müll. Man weiß also Bescheid: In diesem bewusst politisch radikalen Film passiert Grässliches. Als Zuschauer kann man also nicht sagen, man wäre nicht gleich zu Anfang gewarnt worden.

Die erste halbe Stunde widmet sich dem Privatleben des jungen Ehepaares Prabhu und Indhu mit allen Höhen und den kleinen unvermeidlichen Tiefen, wenn er den ersten Hochzeitstag vergisst und auch noch schlechte Laune an den Tag legt. Man hat wenig Geld, aber jeder hat einen Job – Büro und Essen ausfahren. Nachwuchs hat sich angekündigt und die Zukunft liegt vor ihnen. RDM lässt sich Zeit für dieses private Portrait, sehr intim, echt, gut besetzt mit Suresh Ravi und Raveena Ravi, bei der es wirklich schade gewesen wäre, hätte sie ihr ganzes Leben als Synchronsprecherin verbracht. Sie leben ohne Familienrückhalt, die Hochzeit fand gegen den Willen der Familie statt. Dann eines Abends lässt er sie nach Feierabend in ihrem Büro warten, holt sie nicht ab und sie fährt allein nach Hause. Auf der letzten Strecke zu Fuß muss sie durch einen dunklen Weg, wo sie überfallen und unsittlich begrabscht wird.

Das Paar macht sich mit dem Motorrad auf den Weg zur Polizei und gerät in eine korrupte Polizeikontrolle. Statt Hilfe zu bekommen, werden sie tyrannisiert. Denn er tritt fordernd auf, lässt es an der nötigen Demut fehlen, die die Polizisten von armen Leuten erwarten, denn für die sind sie ja nicht in erster Linie da. Mit denen bessern sie gerade ihr spärliches Gehalt auf. Er wird verhaftet, angeblich war er zu schnell, betrunken, beleidigend, hatte keine Papiere. Dann beginnen die kammerspielartigen Szenen in der Polizeistation.

Der Fall hier ist natürlich extrem. Der Inspektor ist ein von Mime Gopi gespielter echter Psychopath mit Freude an der Gewalt. Er ist nicht nur tyrannisch-korrupt, sondern auch voller Wut und Zorn, dass Polizisten neuerdings mit Kamera und Handys auf die Finger geschaut wird. Immer wieder wird die Polizeistation von außen in einer Totalen gezeigt. Sie sieht aus wie viele andere im Land, doch dahinter verbirgt sich zumindest in diesem Fall der Schrecken. Er ist ein Rückzugsort für Polizisten, der letzte Ort, wo sie sie selbst sein können und sich ausleben dürfen.

Der Film bleibt im Prinzip im Alltagsrealismus. Das hier kann grundsätzlich jedem passieren, wenn er nicht Geld oder irgendwelche Beziehungen zu Mächtigen hat. Es ereignet sich kein Wunder. Kein moralischer Polizist greift ein. Es gibt sie zwar, aber im Endeffekt können sie nur hilflos zuschauen. Es kommen bloß, wie aus dem dunklen Nichts, Schattenpolizisten, um Drecksarbeit zu verrichten. Man muss also auf einen reinigenden Gewaltausbruch wie im Mainstream-Kino verzichten, einer, der tatsächlich hilfreich wäre und für dauerhafte Befreiung von Ungerechtigkeit sorgen könnte, aber eigentlich ja nur Blitzableiter für angestaute Alltagsungerechtigkeit ist.

Das Warten, die Schläge, das Eingesperrtsein, das Vertröstetwerden. Es wird immer entwürdigender und schmerzhafter für Prabhu, um ihm zu zeigen, wer hier für wen da ist. Bürokratische Erledigung ist ein Gnadenakt, für den man dankbar sein muss. Die Kamera beobachtet sehr ruhig das Geschehen. Der Film ist also hart, aber kein emotional aufpeitschender Immersionsfilm, der den Zuschauer einzig und allein sadistisch mitleiden lassen will. Das verhindern die grotesk-brutalen Übersteigerungen und etwas künstlichen Höhepunkte aus der magischen Kiste des kommerziellen Kinos vor allem am Ende des Films. KAVALTHURAI UNGAL NABAN ist gleichzeitig aber auch ein analytischer Film über Verhaltensweisen und Mechanismen. Arme können sich nicht für jeden Polizeibesuch einen Anwalt leisten. Körperhaltung und Stimme müssen glaubwürdig die Ehrerbietung für den Staatsdiener ausdrücken. Auf jede kleine Spur der Ironie, Verachtung, Rebellion wird hier mit Brutalität reagiert.

Und so wirkt KAVALTHURAI UNGAL NABAN wie eine intimere, alltagskonzentriertere Version des bekannten und erfolgreichen Tamil-Films VISARANAI / THE INTERROGATION (2015). Regisseur Vetrimaaran, der KAVALTHURAI UNGAL NABAN übrigens präsentiert hat, zeigt nicht bloß die Mechanismen, sondern ein ganzes System mit seinen dysfunktionalen, absurden Entartungen – von ganz unten bis nach ganz oben. Vier arme, nette, ehrliche Tamil-Arbeiter, die bloß ein bisschen Geld verdienen wollen im Nachbarbundesstaat Andhra Pradesh sollen gezwungen werden, ein Geständnis zu unterschreiben, damit ein Inspektor unter Druck von oben einen Fall abschließen kann. Aus der Sache kommen sie nach vielen physischen Wunden heraus. In der zweiten Hälfte geraten sie aber vom Regen in die Traufe, sitzen fest in einem Politthriller um Bestechung, Korruption und anstehende Wahlen. Ein .Film voller starker Bilder des Entsetzens: Die Großaufnahme des Gesichts eines desillusionierten Inspektors, während die Helfershelfer weiter hinten in seinem Rücken versuchen, die verzerrten Arme eines zu Tode gefolterten Mannes in die richtige Position zu bringen, damit es wenigstens ein bisschen wie Selbstmord aussieht, wenn die Leiche in seiner Wohnung an den Ventilator gehängt wird.

In KAVALTHURAI UNGAL NABAN eskalieren die Ereignisse langsam bis zur Katastrophe. Prabhu sieht sein Leben und seine großen Pläne dahinziehen. Er wird immer stiller, brütender. Indhu beschwört ihn trotz allem, einfach an sie beide zu denken. Aber er denkt an Rache, die natürlich hinterher nur ein Opfer haben kann: ihn selbst. Das sagt auch etwas über verletzte Männlichkeit, Unfähigkeit, trotz allem besser mit der Schulter zu zucken, vielleicht woanders hinzuziehen, auf den Pass für die Auslandsarbeit zu verzichten. Das Ende ist voller stummer Tränen, fühlt sich leer an wie ein Schluss mit Auslassungspunkten. Zurück bleibt, vor der Polizeiwache stehend, eine in Tränen aufgelöste junge Frau, die bloß in Zweisamkeit glücklich sein wollte.

Montag, 24. Mai 2021

WILD DOG – Keine Gefangenen

 

Yasin Bhatkal ist ein, vom pakistanischen Geheimdienst ausgebildeter, Mittäter und Drahtzieher einer Reihe von islamisch motivierten Terroranschlägen in Indien in den Jahren 2006-2012, wobei viele Menschen starben. Als sich das Netz der Ermittlungen um ihn enger zog, setzte er sich nach Nepal ab, während das Gerücht herumging, er sei schon in Pakistan. Doch er wurde in Nepal gesehen. Unter viel bürokratischen Schwierigkeiten folgte ihm inoffiziell eine indische Spezialeinheit und schaffte ihn 2013 zurück über die Grenze. Nach einem langen Prozess wurde er 2016 zum Tode verurteilt. Etwas anonymisiert wurde über diese nepalesische Aktion von P.R. Ramesh unter dem Titel „Thankless India“ in der Zeitschrift „Open – The Magazine“ (online: 11.9.2014) ausführlich berichtet.

Und sollte sie jemandem jetzt irgendwie bekannt vorkommen, dann hat er vermutlich Raj Kumar Guptas INDIA'S MOST WANTED (2019) gesehen. Man kann aber bei dem Telugu-Film WILD DOG (2021) nicht von einem Remake reden, denn es handelt sich formal betrachtet einfach nur um die zweite Verfilmung desselben Stoffes, doch kann man auch nicht so tun, als gäbe es den vorherigen Film nicht. Denn es wirkt im Ganzen, als hätte man bei WILD DOG bewusst den entgegengesetzten Weg gewählt, um jeden näheren Vergleich überflüssig zu machen.

Guptas Film beruht auf Realismus und Authentizität, vor allem in Nepal, wo die Agenten als angebliche Urlauber streng von der Polizei überwacht werden und keine Waffe tragen dürfen. Der Reiz des Films besteht gerade darin, wie man einen gefährlichen Terroristen ohne jede Waffe dingfest macht. Aber in dem Artikel heißt es ja auch ausdrücklich: „ohne einen Schuss“. In WILD DOG ist das anders. Kaum sind die Agenten in Nepal, gehen sie auf den Waffenschwarzmarkt, und decken sich ordentlich mit schwerer Artillerie ein, die auch kräftig benutzt wird. Keine Gelegenheit für Action wird ausgelassen. Guptas Film hingegen beruht vor allem auf den Figuren und der Mise-en-scène, der Inszenierung, und dann des Schnitts, was auf elegante und präzise Weise sowohl innere als auch äußere Spannung erzeugt. INDIA'S MOST WANTED ist ein ausgezeichneter Film eines ausgezeichneten Regisseurs.

Das über WILD DOG zu behaupten, wäre eine mächtige Übertreibung, aber es ist interessant, sich anzugucken, wie der Originalstoff verarbeitet wurde. Allein schon die beiden so unterschiedlichen Hauptdarsteller sorgen für ganz unterschiedliche Filme. Gupta wählte mit Arjun Kapoor einen Hauptdarsteller mit einer gewissen Schwere, von dem man keine rasante Action erwartet, wo kein Fan deshalb unzufrieden nach Hause geht. John Abraham, der ja sonst auf intelligente Politthriller spezialisiert ist, wäre beispielsweise eine absolut falsche Besetzung gewesen. Nagarjuna in WILD DOG ist schon vom Alter her ein ganz anderer Typ Hauptdarsteller als Kapoor. Er ist, wenn auch schon fast ein Veteran, beweglicher, agiler, für schnelle Action geeignet. Er hält den Film zusammen, verkörpert glaubwürdig den bodenständigen und intelligenten Agenten, dessen harte Philosophie aus Nagarjunas Mund ganz nüchtern wirkt und einfach auf Tatsachen, auf Erfahrungswerten beruht: „Wenn du sie nicht tötest, töten sie dich.“ Dämonen muss man sofort vernichten, sonst fressen sie einen aus dem Hinterhalt auf.

Und eine solche Anti-Terror-Aktion nach dem Motto „Keine Gefangenen“ gibt es gleich zu Anfang des Films. Die Vorgesetzten hadern damit, denn offizielle Politik darf das ja nicht sein, aber man braucht Leute wie den "Wilden Hund". Die erste Stunde liefert eine perfekte, gut funktionierende Ermittlung, bei der sich leider zwei Behörden gegenseitig behindern, sodass der Oberterrorist nach Nepal entschlüpfen kann. WILD DOG arbeitet mit einem sehr vereinfachten Feind-Bild. In Nepal beispielsweise ist man nur von Feinden umgeben, wo die Aktion doch ohne nepalesische Kooperation nicht möglich gewesen wäre. Erfunden hat man auch Action-Szenen gegen maoistische Naxaliten, hinter denen sicher die Gulag-Kommunisten aus China stecken, sodass auch der zweite Gegner Indiens identifiziert ist und weiß, dass er mehr als einen auf die Finger bekommt, wenn er sich nicht benimmt.

Und WILD DOG ist absolut desinteressiert an den echten Details der Nepal-Aktion. Der Terrorist in Nepal hatte natürlich seine wilde Frisur gekürzt, war überhaupt ein Verwandlungskünstler. Hier muss man ihn nicht lange identifizieren, denn er sieht aus wie vorher. Hauptsache, man hat Szenen als Voraussetzung für Action. Die einzelnen Charaktere der Spezialeinheit, als individuelle Menschen, treten bei all dem völlig in den Hintergrund. WILD DOG hat aber trotz all dieser Schwächen einen sympathisch-einmalguckenswerten B-Film-Charme. Dem kann man man sich nicht entziehen. Vorausgesetzt, man mag es, wenn es kräftig kracht im Kampf gegen das Böse. Und wenn man das Denken herunterdrehen kann, während die nicht inspirierte, aber durchweg solide Regie von Asishor Salomon ihren einen wichtigen Kampfauftrag erfüllt: Immer nach vorne. Und am Ende sogar ausnahmsweise mal mit einem lebendigen Gefangenen.

 

Weiterlesen (die wahre Geschichte):

"Thankless India", in: Open Magazine (online) 11.9.2014