Wenn sich der Seelenklempner, der einen wieder einrenken soll, versucht zu verleugnen, weil er wegen dieses belastenden Patienten neuerdings selbst zum Psychiater gehen muss, dann ist der Ton eines kruden Films eingeschlagen, auch wenn es tragisch beginnt. Der von Talapathy Vijay dargestellte Spion-Elitesoldat Veeraraghavan in Nelsons tamilische Actionkomödie BEAST (2022) kann es nicht verwinden, dass ein kleines Mädchen, dem er immer bunte Luftballons gekauft hat, bei einem seiner Einsätze ums Leben gekommen ist. Die Zentrale hatte ihn bewusst nicht korrekt informiert und das Kind als Kollateralschaden in Kauf genommen. Natürlich für das große Ganze. Er quittiert den Dienst.
Die Rezeption von BEAST wae teilweise sehr durchwahsen, aber für mich ist der Film einer der neuen Werke mit dem höchsten Unterhaltungswert, mit dem ich mich dieses Jahr im Kino vergnügt habe. Alles ist bunt, poppig, originell, einfallsreich und komisch. Der absurde Humor ist zwar teilweise grenzwertig und Geschmackssache, etwa wenn eine alte Frau bei der Geiselnahme der Geschichte nervös und unkontrolliert anfängt zu brabbeln. Und da schießt der genervte Islamistenchef ihr völlig unvermittelt in den Kopf. Endlich ist Ruhe. Der Psychiater des Soldaten nimmt ihn zur Therapie mit auf eine Nordhochzeit, wo er plötzlich verlobt ist, ohne dass er sich gegen die energische junge Dame wehren kann. Die junge Frau namens Preethi will den Idioten nicht, den sie nehmen müsste, wenn sie nicht jemand anderen auftreibt. Der abservierte Verlobte sorgt dann noch für viel blühenden Irrsinn, vor allem da er sich das Gesicht seiner Angebeteten überlebensgroß auf den Rücken hat tätowieren lassen.
Die Story ist ja einfach. Fast alles spielt in einem modernen Einkaufszentrum, wo mörderische Konflikt mit islamischen Terroristen, die die Besucher als Geiseln genommen haben, ausgekämpft werden. Es gibt ein hin und her, bei dem die Bösen nach und nach dezimiert werden. Die Parallelen zu STIRB LANGSAM sind unverkennbar, aber während Bruce Willis schwitzend durch die Gänge kriecht, behält Vijay eine gewisse saubere und jungenhafte Leichtigkeit.
Gleichzeitig gehen Humor und brutale Gewaltszenen eine teilweise angenehm einfallsreiche, unterhaltsame Mischung ein, da ist es doch mal egal, dass Regisseur Nelson und Hauptdarsteller Vijay, Joseph Vijay, bessere und wichtigere Filme gemacht haben. Die Mall bietet so manchen Konsumgegenstand an, den man ganz wunderbar als Waffe benutzen kann. Ein Auto, ein Skateboard. Dazu kommen meist in Zeitlupe gezeigte Messerkämpfe, die etwas Tänzerisches haben.
Pooja Hegde spielt eine energische Verlobte, während ihr Ex-Verlobter die erwähnte Nervensäge ist. Dazu kommen Johnny Lever und ein paar andere als Comedy-Verstärkung, was wunderbar funktioniert. Hegde könnte durchaus ein paar energisch-witzige Szenen mehr haben. Übrigens kann man hier tatsächlich mal das Nachspannlied empfehlen, wo einem da doch manchmal bloß überproduzierte Geschmacklosigkeiten geboten werden. BEAST aber fährt auf mit einem munteren Mexikostück, gesungen von Vijay höchstpersönlich. Ein kleiner Nachschlag in tanzbarer Leichtigkeit sozusagen.