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Donnerstag, 26. November 2020

Hansal Mehtas CHHALAANG – Es lebe der Sport

Hansal Mehta hat mit CHHALAANG (2020) mal zur Abwechslung einen „family entertainer“ gedreht und das Einzige, was diese nett-harmlose, hübsch-belanglose Komödie mit seinen letzten politischen Filmen gemeinsam hat, ist Hauptdarsteller Rajkummar Rao. Der Film gehört mal wieder ganz ihm. Gut, seine Partnerin Nushrat Bharucha ist hübscher, darf aber leider über die Funktion als begehrtes Liebessstreitobjekt und moralische Stichwortgeberin nicht hinauskommen. Diese romantische Sportkomödie ohne große Überraschungen ist durchweg solide inszeniert von Mehta. Mehr konnte er bei dem simpel gestrickten Drehbuch aber auch nicht machen. Sein wirklich wichtiges neues Werk, die Web-Serie SCAM 1992: THE HARSHAD MEHTA STORY (2020), bekommt man hierzulande leider nicht zu sehen.

Die Story von CHHALAANG ist ziemlich einfach und im Ganzen ziemlich konstruiert und so überraschend wie ein Teller familienfreundliche Haferflocken. Es beginnt mit dem faulen Leben des Kleinstadtsportlehrers Montu, wohlgemerkt eines unausgebildeten Sportlehrers, der an der Schule, auf die er selbst gegangen ist, hängen geblieben ist. In der Freizeit spielt er den Hindu-Rowdy und terrorisiert harmlos herumsitzende Liebespaare im Park, darunter auch ein älteres Ehepaar. Wobei man sich diese Energie bei dem Kerl gar nicht vorstellen kann, aber das Drehbuch will es so, denn durch diesen Trick kann es von Anfang an Reibereien mit der hübschen neuen Informatiklehrerin geben, die zufällig die Tochter des terrorisierten Ehepaares ist. Im dritten Teil wird ein echter Sportlehrer eingestellt, für den Montu Assistent spielen soll, wofür sein Ego aber keinen Raum lässt, jedenfalls fürs Erste. Der Film kreist um die immer größere Rolle und Bedeutung des Sportes in Indien auch außerhalb des Nationalsports Kricket, wofür die vielen Sportfilme in den letzten Jahren schon ein guter Indikator waren.

Schließlich gibt es einen großen Wettbewerb von zwei Teams, jeweils trainiert von den Sportlehrerrivalen. Montu trainiert die Loser und die Mädchen, die bei der Zusammenstellung des vermeintlichen Gewinnerteams gar nicht erst in Betracht gezogen wurden. Am Ende hat man dann das Gefühl, dass man bei den moralischen Lehreinheiten, die die Hauptfigur durchmacht, leicht hätte den Anschluss verlieren können, weil es so viele waren. Denn besonders die zweite Hälfte des Films ist voller moralischer Feinheiten zum Einpacken und Mitnehmen, also wenn man im Kino sitzen würde, aber so online kann man sie sich natürlich sofort zu Hause ins Regal stellen. Man soll den Sport ernst nehmen. Man soll nicht so faul sein. Man soll kein Arschloch sein. Und vor allem soll man nicht sofort aufgeben, wenn es Widerstände gibt. Aber eigentlich denke ich hinterher nur an eine Szene, genauer gesagt meine Lieblingsszene: Basketball-Dribbel-Training auf einem Feld voll sorgfältig angeordneter Kuhscheiße. So eine Übung hätte ich gerne in meinen nostalgischen Schul- und Sporterinnerungen.