Nach KALANK (2019) ist
dann also mit STUDENT OF THE YEAR 2 (2019), unter der Regie von Punit Malhotra, die zweite große
Karan-Johar-Produktion innerhalb von kurzer Zeit angelaufen. Nach dem
ersten Teil mit Bhatt, Dhawan und Malhotra eine weitere
College-Geschichte zwischen Arm und Reich, Männchen und Weibchen am
edlen St. Teresa College, angereichert mit
Beziehungsärger, Tänzen, Rivalitäten und sportlichen Wettkämpfen.
Und wenn mir vor ein paar Monaten jemand vorausgesagt hätte, dass
ich mich bei STUDENT OF THE YEAR 2 besser unterhalte als bei KALANK,
dann wäre ich zumindest sehr, sehr skeptisch gewesen. Aber so war
es. Und das hat einen ganz einfachen Grund: STUDENT OF THE YEAR 2 ist
das, was er sein will, nicht mehr, nicht weniger. Bei KALANK spürte
man ständig den Abgrund zwischen grandioser Absicht und realisiertem
Leinwandprodukt. Und da rutsch ich halt schnell nervös auf meinem
Kinositz herum. Das war diesmal nicht der Fall. Und wenn man sich
entscheiden soll zwischen angestrengem Meisterwerkehrgeiz und einem
einfachen Unterhaltungsfilm, dann fällt mir die Wahl nicht schwer.
Natürlich kommen jetzt
wieder die selbsternannten Verteidiger der Filmkultur. Doch all die
Einwände, die pseudointellektuelle Amateurkritiker gegen STUDENT 2
haben, kann man vergessen. Und es sind ja immer dieselben bei solchen
Filmen. Das war schon beim ersten Teil so. Zwei Beispiele: Da ist
nichts Originelles an dem Film? Originalität wäre hier völlig fehl
am Platze. Geschmackvolle Anordnung altbekannter Zutaten ist
schließlich das Prinzip. Tiger Shroff kann nicht wirklich
schauspielern? Auch keine Überraschung. Aber wer guckt denn Tiger
Shroff deswegen? Es sind vor allem sein agiler und beweglicher
Tanzstil und seine langbeinigen Kämpfe, kurz: das Athletische. Und man merkt eine
überzeugende Ernsthaftigkeit und eine verbissene Energie bei ihm, die einen Film sehr gut tragen können, die allerdings in
einem B-Action-Film wie BHAAGI (2016) noch besser wirken. Im
Übrigen ist die Welt voll von Film-Action-Kämpfern, die nicht mal
einen Trostpreis-Schauspiel-Award gewonnen haben und heute doch so
was wie nostalgischer Kult sind. Chuck Norris. Steven Seagal. Wären
die Kritiker doch damals etwas netter gewesen! Aber man sollte Shroffs Liebesszenen nicht überdehnen. Als romantischer Held langweilt er mich auf die Dauer. Ich fand STUDENT 2 im Ganzen zu lang. Jetzt gehöre ich ja ich nicht unbedingt zur direkten
Zielgruppe des Films und des Stars, habe also keine Wünsche
anzumelden, aber wenn es doch nach mir ginge, wäre Shroff in seinen
Filmen demnächst am Anfang schon glücklich verheiratet, damit es
dann sofort direkt dynamisch losgehen kann.
Es ist auch ganz
interessant, mal kurz auf den ersten Teil von 2012 zurückzublicken,
der ja eine Art persönliche, glitzernde, glamouröse, durchgestylte
Phantasie von Karan Johar war, der selbst Regie geführt hat. Das ist jetzt im zweiten Teil etwas
anders. Es ist, als hätte Tiger Shroffs Rohan diesen ersten Teil
gesehen, um an dessen Fiktion zu glauben und dann ganz böse vor die
grausame Wand der Realität zu laufen, als er wieder vom College
fliegt und in seiner alten Schule landet. Die Reichen akzeptieren
jemanden ohne Geld eben nicht so schnell als ihresgleichen. Deshalb
ist der sportliche Sieg der Underdogs als Revanche und Zeichen der
Gleichberechtigung nötig. Aber mir fehlt ein bisschen der Look des
ersten Films. Diese völlige Atmosphäre des irrealen glitzernden
Glamours, der frisch lackierten Autos und der Masse an
Designerklamotten. Im Kino ist das immer so hübsch anzugucken, auch
wenn es mich im Privatleben nicht die Bohne interessiert. Aber egal.
Ich habe mich amüsiert, werde STUDENT 2 aber vermutlich nie wieder
gucken. Aber dafür ist es an der Zeit, sich JO JEETA WOHI SIKANDAR
(1992) mit Aamir Khan anzusehen, um mal zu überprüfen, wie weit man
sich für die beiden STUDENT-Teile tatsächlich von diesem Film von
Mansoor Khan hat inspirieren lassen.