Es beginnt mit Feuer im
Vorspann, mexikanisch-flamencoartig inspirierter Musik, so wie es
überhaupt viele hübsche Songeinlagen in Salman Khans DABANGG 3
gibt, der uns bei seinem Kinostart in der Weihnachtszeit vorenthalten
blieb. Die einleitende Actionszene ist dann gleich eine Variation des
Beginns von DABANGG 2. Das signalisiert sofort: Hier passiert nichts
Neues, es ist die Wiederkehr des immer Gleichen. Man kann also
beruhigt sein. So wie man mit der Wahl von Regisseur Prabhudeva, was
ja fast dasselbe ist wie gar kein Regisseur, auch überdeutlich
signalisiert: Das ist kein Qualitätskino. Keine Angst. Hier spielt
bloß Salman, hier gibt es keine Regie.
Bei einer bekloppten
Prügelei wird gleich klar gemacht, worum es hier geht – ums
Eingemachte. Der ewig junge und nicht klein zu kriegende Sackhumor
darf hier nicht nur durch gezielte Tritte zwischen die Beine
erblühen, sondern auch ganz handfest, wenn die Räuber versammelte
Hochzeitsgäste ausplündern: Einer kontrolliert, was ein Mann in den
Hosentaschen hat, fasst hinein und fragt ihn verwundert, warum er
Süßigkeiten in der Tasche habe. Der Mann antwortet: „Ich habe ein
Loch in der Tasche.“ Ja, wer das
nicht komisch findet, geht jetzt besser sofort nach Hause, schaltet
ab oder klickt die Steaming-Seite weg. Man kann aber auch vor
fröhlichem Entsetzen laut auflachen.
Totales
Love-it-or-leave-it-Kino eben, wo alles von der Zuschauersympathie
für den Star abhängt. Es kommt einzig und allein auf die eine Frage
an: Mag man Salman Khan 2,5 Stunden zugucken. Ich persönlich habe geschwankt. Mal amüsierte ich mich köstlich, und mal guckte
ich gelangweilt vor mich hin. Gibt es übrigens irgendwann DABANGG 4,
mach ich mit diesem Text hier einfach copy&paste, und es wird
schon passen. Diese Einmannshow ist ja nicht mal Masala-Kino.
Es ist keine Gewürzmischung, es gibt nur ein Gewürz in
verschiedenen Variationen: Salman Khan. Der hat in den letzten Jahren
konsequent sein eigenes Genre und sein eigenes geheiligtes
Weltrettungs-Universum geschaffen.
Helden
haben in solchen Filmen normalerweise ganz gerne einen Komiker neben
sich, so als Ausgleich, aber hier wird er nicht einfach weggelassen,
nein, Salman spielt den gleich selbst. Überhaupt lässt er seine
verschiedenen Ichs heraus. Das geht vom totalen Overacting, vom
Über-Spielen bis zur Über-Coolness. Da ist die
Selbstverliebtheit bis zur Überschwemmung und gleichzeitig die
nötige Portion Selbstironie, wie in der Schlussszene, wo er mit
bloßem durchtrainierten Oberkörper da steht und seiner von den
Bösen noch gefesselten Ehefau zuruft: „Wie sehe ich aus?“ Und
sich selbst die Antwort gibt: „Fantastisch.“ Vorher hatte er noch
denkwürdige Hero-Einzeiler aneinander gereiht. Da hatte die Frau ihn
unterbrochen wie lange er denn noch quasseln würde. So was hat dann
schon Charme und ist amüsant.
Manchmal wirkt Salman
Khan in DABANGG 3 wie eine Cartoonfigur. Wenn
man bedenkt, wie sehr hier digital nachgeholfen wurde, ist
das auch gar nicht so weit von der Wirklichkeit. Da ist die ewig
überlange Rückblende in die Anfangsjahre des von ihm gespielten
Polizisten, eigentlich bloß ein Vorwand, damit er mit seinem künstlichen jungen
Ich eine echte junge Dame beflirten darf. Als wäre er in
einem seiner eigenen Bollywood-Filme der 90er. Man kann in dem
Zusammenhang vielleicht wirklich von einer Jugend-Besessenheit
sprechen. Auch BHARAT (2019) gab ihm ja schon diese Gelegenheit. Hat
er vielleicht deshalb den geplanten Film „Inshallah“ von Bhansali
mit Alia Bhatt platzen lassen? Hat er Angst gekriegt, dass sein Alter
in einer Story über eine Altersunterschied-Liebe dann logischerweise
ein echtes Thema ist? Im Moment verkauft er sich ja gewissermaßen
als altersloser Hero. Bei so einem Film wäre aber das Alter auch medial plötzlich ein Thema geworden, was
ihn vielleicht nicht mehr losgelassen hätte. Aber natürlich ist es
unmöglich zu sagen, was sich tatsächlich hinter den offiziell
verlauteten „kreativen Differenzen“ verbirgt.