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Mittwoch, 4. März 2020

Salman Khan in DABANGG 3 – Die Ein-Salman-Show


Es beginnt mit Feuer im Vorspann, mexikanisch-flamencoartig inspirierter Musik, so wie es überhaupt viele hübsche Songeinlagen in Salman Khans DABANGG 3 gibt, der uns bei seinem Kinostart in der Weihnachtszeit vorenthalten blieb. Die einleitende Actionszene ist dann gleich eine Variation des Beginns von DABANGG 2. Das signalisiert sofort: Hier passiert nichts Neues, es ist die Wiederkehr des immer Gleichen. Man kann also beruhigt sein. So wie man mit der Wahl von Regisseur Prabhudeva, was ja fast dasselbe ist wie gar kein Regisseur, auch überdeutlich signalisiert: Das ist kein Qualitätskino. Keine Angst. Hier spielt bloß Salman, hier gibt es keine Regie.

Bei einer bekloppten Prügelei wird gleich klar gemacht, worum es hier geht – ums Eingemachte. Der ewig junge und nicht klein zu kriegende Sackhumor darf hier nicht nur durch gezielte Tritte zwischen die Beine erblühen, sondern auch ganz handfest, wenn die Räuber versammelte Hochzeitsgäste ausplündern: Einer kontrolliert, was ein Mann in den Hosentaschen hat, fasst hinein und fragt ihn verwundert, warum er Süßigkeiten in der Tasche habe. Der Mann antwortet: „Ich habe ein Loch in der Tasche.“ Ja, wer das nicht komisch findet, geht jetzt besser sofort nach Hause, schaltet ab oder klickt die Steaming-Seite weg. Man kann aber auch vor fröhlichem Entsetzen laut auflachen.

Totales Love-it-or-leave-it-Kino eben, wo alles von der Zuschauersympathie für den Star abhängt. Es kommt einzig und allein auf die eine Frage an: Mag man Salman Khan 2,5 Stunden zugucken. Ich persönlich habe geschwankt. Mal amüsierte ich mich köstlich, und mal guckte ich gelangweilt vor mich hin. Gibt es übrigens irgendwann DABANGG 4, mach ich mit diesem Text hier einfach copy&paste, und es wird schon passen. Diese Einmannshow ist ja nicht mal Masala-Kino. Es ist keine Gewürzmischung, es gibt nur ein Gewürz in verschiedenen Variationen: Salman Khan. Der hat in den letzten Jahren konsequent sein eigenes Genre und sein eigenes geheiligtes Weltrettungs-Universum geschaffen.

Helden haben in solchen Filmen normalerweise ganz gerne einen Komiker neben sich, so als Ausgleich, aber hier wird er nicht einfach weggelassen, nein, Salman spielt den gleich selbst. Überhaupt lässt er seine verschiedenen Ichs heraus. Das geht vom totalen Overacting, vom Über-Spielen bis zur Über-Coolness. Da ist die Selbstverliebtheit bis zur Überschwemmung und gleichzeitig die nötige Portion Selbstironie, wie in der Schlussszene, wo er mit bloßem durchtrainierten Oberkörper da steht und seiner von den Bösen noch gefesselten Ehefau zuruft: „Wie sehe ich aus?“ Und sich selbst die Antwort gibt: „Fantastisch.“ Vorher hatte er noch denkwürdige Hero-Einzeiler aneinander gereiht. Da hatte die Frau ihn unterbrochen wie lange er denn noch quasseln würde. So was hat dann schon Charme und ist amüsant.

Manchmal wirkt Salman Khan in DABANGG 3 wie eine Cartoonfigur. Wenn man bedenkt, wie sehr hier digital nachgeholfen wurde, ist das auch gar nicht so weit von der Wirklichkeit. Da ist die ewig überlange Rückblende in die Anfangsjahre des von ihm gespielten Polizisten, eigentlich bloß ein Vorwand, damit er mit seinem künstlichen jungen Ich eine echte junge Dame beflirten darf. Als wäre er in einem seiner eigenen Bollywood-Filme der 90er. Man kann in dem Zusammenhang vielleicht wirklich von einer Jugend-Besessenheit sprechen. Auch BHARAT (2019) gab ihm ja schon diese Gelegenheit. Hat er vielleicht deshalb den geplanten Film „Inshallah“ von Bhansali mit Alia Bhatt platzen lassen? Hat er Angst gekriegt, dass sein Alter in einer Story über eine Altersunterschied-Liebe dann logischerweise ein echtes Thema ist? Im Moment verkauft er sich ja gewissermaßen als altersloser Hero. Bei so einem Film wäre aber das Alter auch medial plötzlich ein Thema geworden, was ihn vielleicht nicht mehr losgelassen hätte. Aber natürlich ist es unmöglich zu sagen, was sich tatsächlich hinter den offiziell verlauteten „kreativen Differenzen“ verbirgt.