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Montag, 27. Januar 2020

Varun Dhawan in STREET DANCER 3D – Nächstes Mal bleib ich zu Hause

Vor einigen Jahren kam eine kleine Welle von „Street Dance“-Filmen in die deutschen Kinos. Sie hatten alle gemeinsam, dass sie nicht sehr teure britische oder US-Produktionen waren, die Schauspieler nicht unbedingt brillant waren, aber echte Tänzer, oft auch echte Typen und allein dadurch schon Authentizität in die Filme kam. Die gab es auch in den Probeszenen und den Tanznummern, die oft sogar sehr einfallsreich choreographiert und gefilmt wurden. Selbst das Aufeinandertreffen von Street Dance und Ballett in einem dieser Filme funktionierte. Kurz und gut, es hat trotz aller Schwächen immer Spaß gemacht, sich diese Filme anzugucken. Und immer war alles echt. Das war das einfache Rezept, an das man sich hielt. Aber in Bollywood ticken die Uhren anders.

Die Vorläufer vom neuen STREET DANCER (2020) hatte ich mir geschenkt. Aber wie bei der mir ansonsten unbekannten HOUSEFULL-Reihe, wo ich mich kürzlich vom vierten Teil quälen ließ, dachte ich mir voller Übermut, jetzt wäre es mal an der Zeit, auch einen dieser Tanzfilme zu gucken, auf die ich sonst ebenfalls nie Lust gehabt hatte, weil ich zu Recht Böses ahnte. Jedenfalls habe ich nur die 2D-Version gesehen, wofür ich äußerst dankbar bin, da der Film mir dann jedenfalls nicht ganz so dicht auf die Pelle rücken konnte. Zurück bleibt nur die Frage: Wie kann es eigentlich sein, dass aus Bombay, der Welthauptstadt des Filmtanzes, so ein ungenießbarer Eintopf herauskommt. Selbst schlechte Filme haben manchmal einen unterhaltenden Charme, aber hier ist alles gefangen in einer grellen Künstlichkeit und weh tuender Pseudo-Authentizität. Und warum eigentlich spielt Varun Dhawan einen Hip-Hop-Tänzer, wenn er doch gar keiner ist? Die digitalen Effekte bei seinen Saltos und anderen Hüpfereien sind dann auch noch so offensichtlich, dass es zum Fremdschämen ist. Und wenn er nach so einem Effekt ein stolz-cooles Gesicht macht und in die Kamera guckt, dann beginne ich alles Positive, was ich jemals über ihn gedacht und geschrieben habe, zu überdenken. Wenn ich mir übrigens in der Hindi-Kinovorschau seine nächsten Filme angucken, frage ich mich, wohin er will mit seiner Karriere?

Gleichzeitig scheint sich die Regie nicht darüber im Klaren zu sein, dass sie den Gipfel der Verlogenheit schnell erreicht hat und der Film ein einziges peinliches Herunterpurzeln ist: Da gibt es beispielsweise eine ganz kurze nichtssagende Tanznummer bei einem Wettbewerb, Kamera aus der Ferne, ein paar Schnitte. Im Endeffekt hat man nichts gesehen. Dann ertönt der Ansager oder Moderator und rattert ein paar imposante Adjektive herunter, wie doll das alles doch gewesen ist. Es gibt schlechte und gute Filme, und dann gibt es Filme, die merken gar nichts.

Diesen ganzen unauthentischen Tanzmist versucht der Film durch eine authentische Rahmenhandlung auszugleichen. Dafür hat man sich einmal die Rivalität zwischen Indien und Pakistan ausgesucht und das dann mit den armen Obdachlosen gekuppelt. Am Ende sieht man sogar ein paar echte Bilder von SWAT, der Londoner Sikh-Hilfsorganisation für Obdachlose, die die Filmemacher inspiriert haben soll. Die Organisation hat übrigens eine Homepage und die sollte man sich lieber angucken als diesen Film.

Wer trotzdem mehr über den Film wissen will, soll zu IMDb gehen und sich die Verrisse durchlesen. Stimmt alles. Ohne Ausnahme. Nächstes Mal bleibe ich bei so was zu Hause.