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Dienstag, 21. Januar 2020

Mohanlal in BIG BROTHER – Angenehm altmodisch

Wer Spaß hat an altmodischem Hero-Masala, getragen von einem charismatischen Superstar, das Ganze ohne Verbindung zur Wirklichkeit und mit Logiklöchern, die einfach dazugehören wie die Löcher zu bestimmten Käsesorten, der dürfte sein Vergnügen an dem neuen Malayalam-Film BIG BROTHER (2020) mit Mohanlal haben, der dem Film ganz im Alleingang die nötige Bodenständigkeit und die nötige Menschlichkeit verleiht, damit das Ganze nicht bloß in Abziehbildern stecken bleibt. „Altmodisch“ ist der Film von Regisseur Siddique in dem Sinne, dass er sich mit seiner Ruhe dem modernen emotionslosen und ruhelosen Jahrmarktskino-Stil verweigert. Zwar gibt auch Mohanlal zwischendurch den schwerelos kämpfenden fliegenden Fighter, aber das ist eher amüsant fantastisch und nicht übertrieben heroisch. Wobei es die Sache erleichtert, Fan von Mohanlal zu sein. Sonst besteht doch die Gefahr, sich an den Logiklöchern festzubeißen, die der Film vor allem im zweiten Teil reichlich hat.

Mohanlal spielt einen durch die Bemühungen des jüngsten Bruders nach 25 Jahren aus dem Gefängnis freigekommenen Mann, der einst als Jugendlicher zwei Männer umbrachte: Einmal durch einen Unfall den brutalen Ex-Mann der Stiefmutter und dann einen sadistischen Beamten aus dem Jugendknast, den man mit einer Schlinge um den Hals an Gitterstäben hochzog. Und da der Staat irgendwie schnell beleidigt ist, wenn es seine Angestellten trifft, bekam der sehr junge Mann zwei Mal lebenslänglich ohne jede Milde.

Was nach dieser Entlassung zunächst kommt, ist ein amüsanter komödiantischer Teil, wobei alle Entlassenen-Klischees, die es sonst oft gibt, vermieden und sogar umgekehrt werden denn normalerweise will man in diesen Filmen einen Verwandten aus dem Gefängnis eben nicht bei Feiern dabei haben. Hier ist das Gegenteil der Fall. Dazu gibt es hübsche Musik von Deepak Dev, zwar nur drei oder vier Songs, ist ja ein Thriller, aber eine charmante Hochzeitstanznummer heißt „Kalamanodishtam“ und ist charmant und zurückhaltend visualisiert, wo man in Bollywood-Filmen oft zum Überproduzieren tendiert. Jedenfalls fragt Mohanlal als Gefangener ständig um Erlaubnis, redet die Bediensteten mit Sir an und hilft beim Bettenmachen. Das wird als verwirklichter Sozialismus betrachtet, an dem sich die anderen Hausherren sich ein Beispiel nehmen sollten. Er zeigt große Schüchternheit gegenüber Frauen wie ein verklemmter Teenager. Übrigens ist die Hauptfigur selbst durch ihre lange Abweseheit "altmodisch". Aber eigentlich gefällt dem ehemaligen Gefangenen das alles nicht, er möchte am liebsten wieder zurück ins Gefängnis. Aber da setzt die Handlung ein und es wird ernst.

Denn dann kommt der Thriller und der Action-Teil, bei dem man nicht zu viel denken sollte. Wer die Fähigkeit dazu hat, der wird seinen Spaß haben, so wie ich ihn hatte. Mohanlal kann hier im Dunkeln sehen und war war Teil einer illegalen Gefangenen-Kampfeinheit, die man unbewaffnet als Kanonenfutter bei schwierigen Einsätzen vorschickte. Jetzt geht es auf die Jagd nach einem geheimnisumwitterten Drogenboss. Es gibt dann noch einige hübsche Ideen und es geht hin und her und her und hin und am Ende ist der Bösewicht natürlich der, den man schon lange als solchen in Verdacht hatte, und auch Mohanlal ahnte es schon lange. Keine Überraschung, nichts Neues, was auch mal richtig schön sein kann.